Skoliose und Kyphose

Die richtige Behandlung für Verkrümmungen der Wirbelsäule

Bei manchen fällt es im Kindesalter auf, bei manchen in der Pubertät: Eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule mit Verdrehung (Skoliose) beziehungsweise eine Verbiegung der Wirbelsäule nach vorn (Kyphose bzw. Rundrücken). In diesen Fällen sind eine Beratung und die richtige Therapie sehr wichtig.

Die Wirbelsäule als zentraler Bestandteil des Stütz- und Bewegungsapparates hat eine vorgegebene Form. Sie ist bei der Ansicht von vorn gerade aufgebaut. Die seitliche Ansicht wird als doppelt-S-förmig gekrümmt beschrieben. Wenn die Wirbelsäule stark von ihrer natürlichen Form abweicht (Skoliose oder Kyphose) kann dies zu Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen führen.

Unser Zentrum ist auf die Behandlung von Verformungen und Fehlstellungen der Wirbelsäule spezialisiert. Wenn Sie oder Ihr Kind an einer Skoliose oder Kyphose leiden, sind wir kompetente Ansprechpartner, die gemeinsam mit Ihnen ein individuell zugeschnittenes Behandlungskonzept erstellen. Weitere Informationen zu unserer Skoliosesprechstunde finden Sie hier.

Ursachen und Symptome

Eine seitliche Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) entsteht oft bereits im Kindes- oder Jugendalter. Sie kann angeboren oder erworben sein. Auf jeden Fall spielt eine genetische Disposition eine Rolle. Hierbei kommt es zu einer seitlichen Verbiegung der Wirbelsäule mit Drehung der einzelnen Wirbel. Dies kann einen einzelnen, aber auch mehrere Wirbelsäulenabschnitte der Brust- und Lendenwirbelsäule betreffen. Oft erkennt man dies bereits, wenn man den Rücken von hinten betrachtet. Akzentuiert wird dies beim Vornüberbeugen, bei dem dann ein Rippenbuckel und ein Lendenwulst sichtbar werden. Bei der Kyphose zeigt sich bei der Ansicht von der Seite eine nach vorne gebeugte Haltung (Rundrücken), meist an der Brustwirbelsäule. Im fortgeschrittenen Stadium wird der betroffene Wirbelsäulenabschnitt zunehmend unbeweglicher.

Wie entsteht eine Skoliose und Kyphose?

Wie entsteht eine Skoliose und Kyphose?

Es werden zwei Arten von Skoliosen unterschieden:

Die sogenannte idiopathische Skoliose, bei der die Ursache nicht bekannt ist. Diese Form macht etwa 80-90 % aller Skoliosen aus und zeigt sich meist im Kindes-und Jugendalter. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen als Jungen.

Daneben gibt es Skoliosen, welche aufgrund einer bekannten Grunderkrankung entstehen. Dazu gehören zum Beispiel angeborene Fehlbildungen der Wirbel, aber auch Wirbelverformungen durch Verletzungen, Tumore oder Entzündungen. Weiterhin Erkrankungen der Muskulatur oder der Nerven. Auch Erkrankungen des Bindegewebes oder des Stoffwechsels können eine Rolle spielen.

Eine Kyphose kann ebenfalls angeboren sein. Sie kann außerdem nach einem Unfall, nach einer Operation oder einem Tumor auftreten. Auch Fehlhaltungen und Erkrankungen, wie die Scheuermann-Erkrankung bei Jugendlichen, Osteoporose oder chronische Gelenkentzündungen, können eine Kyphose verursachen.


Selbsthilfegruppen: Kennenlernen und austauschen. 
Ich bin nicht allein: Für viele Betroffene mit Skoliose ist diese Erfahrung ganz besonders wichtig. Deshalb kommt den Selbsthilfegruppen eine so große Bedeutung zu. Hier kann man sich kennenlernen, Erfahrungen austauschen und gemeinsam Spaß haben.

Welche Symptome gibt es bei Skoliose und Kyphose?

Welche Symptome gibt es bei Skoliose und Kyphose?

Nicht immer verursacht die Verformung der Wirbelsäule auch Beschwerden. Skoliosen bei Kindern verursachen in der Regel nur in seltenen Fällen körperliche Beschwerden. Es kann aber zu einer messbaren Einschränkung der Lungenfunktion aufgrund einer starken Verkrümmung kommen. Ausgeprägte Verkrümmungen können die Organentwicklung stören und zu schweren Erkrankungen im Erwachsenenalter führen.
Bei Jugendlichen kann die Verformung und Asymmetrie des Rumpfes allerdings zu einer psychologischen beziehungsweise psychosozialen Belastung führen, weil sich die Patienten für ihr Aussehen schämen.

Im Erwachsenenalter treten durch die dauerhafte Fehlstellung und veränderte Belastung dann vermehrt Rückenschmerzen auf. Zum Teil kann sich die Wirbelsäule im Bereich der Verkrümmungen von selbst versteifen, so dass der Bewegungsumfang eingeschränkt sein kann. Eine starke Skoliose bei Erwachsenen verursacht eine Verformung des Rumpfes und kann somit auch zu einer Verkleinerung des Brust- und Bauchraumes führen. So können Organe wie Lunge, Herz oder auch Bauchorgane beeinträchtigt werden. Das kann z. B. zu Kurzatmigkeit oder Herzproblemen führen. Skoliosen beim Erwachsenen entwickeln sich entweder mit der Zeit als Folge von verschleißbedingten Veränderungen (sogenannte De-novo Skoliose) oder als Folge einer seit der Kindheit bestehenden Verkrümmung. In beiden Fällen kann sich die Skoliose im Alter verschlechtern. Die Krümmung, Rotation und Seitverschiebung vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule nimmt dann zu. Rücken-, Flanken-, Gesäß- und Beinschmerzen können die Folge sein. Irgendwann erschöpfen sich die kompensatorischen Kräfte und es entwickeln sich erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität und Bewegungsfreiheit. Eine Osteoporose kann den Verlauf zusätzlich ungünstig beeinflussen.

Eine Kyphose muss nicht unbedingt zu Beschwerden führen, kann aber Schmerzen im betroffenen Wirbelsäulenbereich verursachen. Zudem kann es, je nach Ausprägung, zu Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Problemen oder Taubheitsgefühlen in Armen oder Beinen kommen. Auch die Blasen- oder Darmfunktion kann gestört sein.

Wenn sich durch die Kyphose ein „Buckel“ bildet, können Probleme in angrenzenden Wirbelsäulenbereichen und beschleunigter Verschleiß der betroffenen Wirbelsegmente auftreten. Eine Gefahr besteht dann, wenn im Bereich der Kyphose durch den ständigen Druck auf das Rückenmark Nervenschäden entstehen. Letztere können unbehandelt zu Funktionsausfällen und Lähmungen führen.

Diagnostik

Was tun bei einem Verdacht auf Skoliose oder Kyphose?
In der Regel lässt sich eine Skoliose oder Kyphose schon durch bloße Betrachtung der Wirbelsäule durch einen erfahrenen Arzt erkennen. Nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) wird zunächst eine eingehende körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei prüfen wir das Ausmaß der Seitverkrümmung und vor allem des „Buckels“ und auch das Ausmaß der Verdrehung sowie Schulter- und Beckenstand. Außerdem untersuchen wir, ob die Wirbelsäule im Lot steht. Zudem beurteilen wir, ob in der Seitansicht eine Abweichung vom normalen Profil vorhanden ist. 


Sicherung der Diagnose
Neben der körperlichen Untersuchung ist auch eine bildgebende Diagnostik notwendig. Zunächst werden Röntgenaufnahmen der gesamten Wirbelsäule im Stehen angefertigt. Hier muss die gesamte Wirbelsäule auf einem Bild dargestellt werden. Diese Aufnahmen geben uns weitere Auskunft über Form, Ausmaß und mögliche Ursachen der Erkrankung. Auch der Schweregrad der Verkrümmung bzw. Verbiegung kann anhand des Röntgenbildes bestimmt werden. Der Schweregrad der Verkrümmung ist mit für die weitere Therapie verantwortlich und wird in Winkelgraden (Cobb-Winkel) angegeben. Bei Kindern und Jugendlichen führen wir bei Bedarf eine Altersbestimmung des Skeletts mittels einer Röntgenaufnahme der Hand durch. Dies erlaubt den zu erwartenden Verlauf der Skoliose besser einzuschätzen und die Therapie individuell anzupassen.

Bei Kindern und Jugendlichen führen wir bei Bedarf eine Altersbestimmung des Skeletts mittels einer Röntgenaufnahme der Hand durch. Dies erlaubt den zu erwartenden Verlauf der Skoliose besser einzuschätzen und die Therapie individuell anzupassen. Falls eine Operation als Behandlungsmöglichkeit in Betracht gezogen wird, werden zusätzlich zu den Röntgenaufnahmen noch eine Magnetresonanztomografie (MRT) sowie ggfs. eine Computertomografie (CT) durchgeführt. Abhängig von der Ausprägung der Erkrankung werden hier die gesamte Wirbelsäule oder nur einzelne Abschnitte untersucht.
Gerade bei schwereren Formen von Skoliose oder Kyphose und vor einer Operation ist es zudem wichtig, die Lungenfunktion zu untersuchen.

Behandlung

Konservative Therapie oder Operation – wovon es abhängt

Die Wahl der geeigneten Therapieform hängt vom jeweiligen Schweregrad der Wirbelsäulenverkrümmung bzw. -verbiegung ab. Aber auch die Ursache, das Patientenalter, der wahrscheinliche Krankheitsverlauf sowie insbesondere der Zeitpunkt des Auftretens beeinflussen die Therapie maßgeblich.

In unserem Zentrum bieten wir konservative und operative Therapien an. Ziel aller Maßnahmen ist es, nicht nur das Fortschreiten der Skoliose oder Kyphose zu verhindern, sondern diese aufzurichten und langfristig in korrigierter Stellung zu halten.

Konservative Behandlungsmethoden

Konservative Behandlungsmethoden

Physiotherapie bei leichten Skoliosen
Skoliosen bis ca. 20 Grad werden zunächst nur kontrolliert. Wahlweise kann auch eine krankengymnastische Therapie mit gezielten, aufrichtenden Übungen, also Skoliose-spezifische Krankengymnastik durchgeführt werden. Sie können die gesamte Rückenmuskulatur stärken und so einer weiteren Verkrümmung entgegenwirken.


Korsettbehandlung
Für Kinder mit moderater Skoliose ist die wirkungsvollste konservative Therapie ein Korsett, das bis zum Wachstumsabschluss getragen wird. Es soll während der Behandlung die Skoliose aufrichten (wünschenswert wären 50 %) und ein Fortschreiten der Skoliose sowie mögliche Folgeschäden oder gar eine Operation verhindern. Auf Grund des Wachstums, sollte ein Korsett halbjährlich kontrolliert und bei Bedarf angepasst oder auch neu angefertigt werden. Das regelmäßige Tragen des Korsetts (>18 Stunden täglich) ist entscheidend für den Therapieerfolg. Bei Notwendigkeit einer stationären Korsettanpassung arbeiten wir mit den Spezialistinnen der Kinderorthopädie der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg zusammen.

Bei Erwachsenen ist eine Korsett-Therapie meist nicht mehr möglich beziehungsweise nur in seltenen Fällen sinnvoll. Ausnahme: Wenn Patienten eine Operation ablehnen, kann ein Korsett mit stabilisierender Funktion zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.


Therapie bei Kyphose
Sofern eine schwache Rückenmuskulatur die Kyphose ausgelöst hat, kann mittels Physiotherapie versucht werden, Haltung und Beschwerden zu verbessern. Mit speziellen Übungen kann die Rückenmuskulatur gekräftigt und die Brustmuskulatur gedehnt werden. Wenn die Therapie frühzeitig einsetzt, kann auch das Tragen eines wachstumslenkenden Korsetts sinnvoll sein.


Therapie bei Erwachsenen
Bei stabilen Verkrümmungen können Korsette, muskelkräftigende Übungen, Ergotherapie und gezielte Infiltrationen helfen, die Beschwerden zu lindern. Dies kann bei Bedarf auch im Rahmen einer stationären Aufnahme erfolgen.

Operative Behandlungsmethoden

Operative Behandlungsmethoden

Kinder/Jugendliche
Gerade Eltern sind verständlicherweise sehr besorgt um das Wohl Ihrer Kinder und möchten häufig eine Operation unbedingt vermeiden. Falsche Versprechungen wie „das wächst sich schon raus“, zu lange oder zu spät beginnende Behandlung im Korsett oder auch Unwissenheit um die psychologischen aber auch körperlichen Spätfolgen können dazu führen, dass sinnvolle Behandlungen verschleppt werden oder gar nicht erst erfolgen.

  • Operation bei Skoliose
    Wir entscheiden für jeden Patienten individuell, ob eine OP sinnvoll ist oder nicht.
     
  • Mitwachsende Systeme – Dynamische Skoliosekorrektur
    Sollte die ausgeprägte Skoliose schon während der Wachstumsphase eine operative Therapie benötigen, so kommt ggfs. die dynamische Skoliosekorrektur (Vertebral Body Tethering, VBT) in Frage. Die Wirbelsäule bleibt nach der Operation beweglich. Das Korrektursystem wird minimalinvasiv an der Wirbelsäule befestigt und besteht aus einem elastischen Seil und Befestigungsschrauben. Die Restkrümmung korrigiert sich dann durch das weitere Wachstum der Wirbelsäule von selbst.
    In seltenen Fällen, zum Beispiel bei Kindern unter 10 Jahren mit schnell fortschreitender Skoliose, werden mitwachsende magnetische Stäbe (MAGEC System) implantiert. Per Fernbedienung (d.h. ohne weitere Operationen) werden die Stäbe in regelmäßigen Abständen verlängert. Das System lässt die Wirbelsäule weiter wachsen und gleichzeitig wird die Skoliose korrigiert. Am Ende der Wachstumsphase werden die magnetischen Stäbe durch abschließende Operation entfernt und durch ein Schrauben-Stab-System ersetzt. Die Skoliose wird endgültig korrigiert und lebenslang in korrigierter Stellung gehalten.
     
  • Dauerhafte Korrektur
    Bei einer Skoliose-OP wird die Wirbelsäule mit Titanimplantaten, üblicherweise handelt es sich hierbei um ein Schrauben-Stab-Systemen, korrigiert und lebenslang in korrigierter Stellung gehalten, d.h. die verwendeten Metallimplantate werden nicht mehr entfernt.  Bei der Operation selbst werden die Rückenmarksfunktionen dauerhaft überwacht (intraoperatives Neuromonitoring), um größtmögliche Sicherheit während der Operation zu gewährleisten.
    Nach  der Skoliose-OP erfolgt eine  hochwirksame Schmerztherapie, welche in der Regel zunächst als Infusion, im Verlauf dann in Tablettenform verabreicht wird. Die Stabilität ist nach dem Eingriff normalerweise so hoch, dass eine Nachbehandlung im Korsett nicht notwendig ist. Unter Anleitung unserer Physiotherapeuten beginnt der Patient bereits am ersten Tag nach der Operation mit den ersten Bewegungsübungen und darf auch bereits aufstehen.
    Unsere OP-Verfahren führen über eine gezielte Formkorrektur und eine kurze Versteifungsstrecke zu einem guten kosmetischen, aber auch funktionellen Ergebnissen. Gleichzeitig gewährleisten wir unseren Patienten die größtmögliche Sicherheit.
     
  • Operation bei Kyphose
    Eine Operation bei Kyphose ist nur in seltenen Fällen nötig. Diese kann auch erst nach Abschluss des Wachstums durchgeführt werden. Durch verschiedene OP-Verfahren können wir ein Fortschreiten der Kyphose verhindern, die normalen Form- und Achsenverhältnisse wiederherstellen und somit die Wirbelsäule wieder ins Gleichgewicht bringen.


Erwachsene

  • Operation bei Skoliose und/oder Kyphose
    Die Wiederherstellung der harmonischen Balance der Wirbelsäule ermöglicht Ihnen wieder aufrecht und gerade durch das Leben zu gehen. Unser Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie ist auf die Behandlung von Verformungen und Fehlstellungen der Wirbelsäule spezialisiert. Wir haben eine jahrelange Erfahrung und können auch in scheinbar therapeutisch ausgeschöpften Fällen oft eine gute und sichere Lösung anbieten.
    Bei einer Operation wird die Wirbelsäule mit Titanimplantaten, üblicherweise handelt es sich hierbei um Schrauben-Stab-Systeme zur Stabilisation und Körbchen als Bandscheibenersatz, korrigiert. Die Operationen werden teils minimal-invasiv, teils mit Hilfe von robotischen Assistenzsystemen und Navigation durchgeführt. Auch die Verankerung von Implantaten in osteoporotischen Knochen ist mit Hilfe spezieller Techniken möglich.
    Vor einer Operation erfolgt eine ausführliche, teils stationäre Abklärung und Vorbereitung, bei der auch die häufig bestehenden Begleiterkrankungen (Diabetes, Anämie etc.) adressiert werden. Die Nachbehandlung beinhaltet eine hochwirksame Schmerztherapie und eine Rehabilitationsmaßnahme in dafür geeigneten Einrichtungen.
    Unser Konzept ermöglicht sichere und effektive operative Eingriffe und hat sich sehr bewährt. Bei einer ambulanten Vorstellung werden wir alle Ihre diesbezüglichen Fragen gerne beantworten.